Das DeutschlandTicket ist gekommen, um zu bleiben
Das DeutschlandTicket ist die größte Errungenschaft im Öffentlichen Personennahverkehr der letzten Jahrzehnte, weil es einfach, komfortabel, preisgünstig und damit genau das ist, was sich Nahverkehrskund*innen wünschen. All denjenigen, die das bundesweit gültige Nahverkehrsticket immer wieder infrage stellen, sei gesagt: Es wäre töricht, diese Erfolgsgeschichte nicht fortzuführen. Das DeutschlandTicket bietet eine einzigartige Gelegenheit, den ÖPNV zu stärken und nachhaltige Mobilität zu fördern. Wir benötigen nicht nur ein klares Bekenntnis, die Finanzierung für 2025 durch eine Übertragung von Restmitteln aus dem Haushalt zu sichern. Sondern vielmehr noch eine verlässliche Perspektive ab 2026, damit alle Beteiligten endlich Planungssicherheit haben.
Wir planen langfristig mit dem DeutschlandTicket
14 Millionen Fahrgäste bundesweit haben inzwischen ein DeutschlandTicket. Denn es senkt die Zugangshürden zum ÖPNV in einem Maße, wie es früher undenkbar war: Mit dem Bus zur Arbeit? Einfach einsteigen! Ein Wochenende in Berlin? Gern mit Tram und S-Bahn zum Sightseeing. Spontan mit dem Zug nach Frankfurt? Der Regionalverkehr bringt Sie hin. Es ist leicht geworden, mit Bus und Bahn unterwegs zu sein, bei uns im VRR genauso wie in der ganzen Republik. Wer das verstanden hat, der wird das DeutschlandTicket freiwillig nicht mehr aus der Hand geben. Und deshalb planen wir als einer der größten Verkehrsverbünde Europas langfristig mit dem DeutschlandTicket.
Positive Marktentwicklung
Wie erfolgreich das DeutschlandTicket bereits heute ist, zeigt ein Blick auf die Marktentwicklung seit seiner Einführung: Dass die allermeisten Zeitkartenkund*innen und Abonnent*innen gern frühzeitig ins DeutschlandTicket wechseln würden, war absehbar. Aber auch bei Fahrgästen, die vorher nur gelegentlich mit Bus und Bahn unterwegs waren, ist das Ticket sehr beliebt. Heute sind im VRR etwa 1,7 Millionen Menschen mit einem Ticket aus der DeutschlandTicket-Produktfamilie unterwegs. Vor allem junge Menschen schätzen die Einfachheit des deutschlandweit gültigen Tarifangebots. Allein im VRR nutzen über 70 Prozent aller Schüler*innen der Sekundarstufen 1 und 2 das DeutschlandTicket. Hinzu kommen fast 98 Prozent der Studierenden mit einem Deutschlandsemesterticket im Solidarmodell.
Marktforschung: DeutschlandTicket stärkt den Umweltverbund
Das Tarifangebot verändert die Art wie wir uns bewegen: Fahrgäste, die eine ÖPNV-Zeitkarte wie das DeutschlandTicket jederzeit griffbereit bei sich tragen, ändern, zumindest tendenziell, ihr Mobilitätverhalten – das zeigen Marktforschungsergebnisse. Sie sind grundsätzlich häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, da ihnen jede weitere Fahrt keine zusätzlichen Kosten verursacht. Auch für das digitale Ticketing erweist sich das DeutschlandTicket als Booster: Rund 40 Prozent aller Abonnent*innen entscheiden sich für ein digitales Ticket auf ihrem Smartphone, die übrigen für die Chipkarten-Variante.
Insbesondere bei Fahrgästen, die vorher nur mit Tickets aus dem sogenannten Barsortiment unterwegs waren, ist das DeutschlandTicket auf dem Smartphone beliebt: 60 Prozent entscheiden sich für diese rein digitale Variante. Insgesamt sind die Nutzer*innen sehr zufrieden mit dem DeutschlandTicket: Drei von vier würden das Ticket auf jeden Fall oder höchstwahrscheinlich weiterempfehlen, nur vier Prozent würden davon absehen. Und schlussendlich erreichen wir mit dem DeutschlandTicket genau das, was für eine erfolgreiche Verkehrswende so wichtig ist: Es verlagert Verkehre auf den ÖPNV. Acht bis zehn Prozent der Wege mit dem DeutschlandTicket hätten die Fahrgäste sonst – entweder selbst fahrend oder in einer Fahrgemeinschaft – mit dem Auto zurückgelegt.
Wirtschaft als dritte Finanzierungssäule
Dieser Erfolg spornt uns an, das Tarifangebot weiter zu stärken und mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen. Wie gut uns das gelingt, hängt allerdings maßgeblich davon ab, ob wir in der Lage sind, den Menschen attraktive Nahverkehrsleistungen zu bieten – und diese perspektivisch auch auszuweiten. Und damit auch von einer ausreichenden Finanzierung. Die Möglichkeiten, zusätzliche Leistungen über staatliche Zuschüsse aus Landes- und Bundesmitteln zu finanzieren, sind begrenzt, denn die öffentlichen Kassen sind leer. Und auch einer Nutzerfinanzierung in Form von Ticketpreisen sind Grenzen gesetzt. Die Kosten für Personal, Material, Energie und Infrastruktur steigen stetig an und belasten die Verkehrsunternehmen. Es wird also Tarifsteigerungen geben müssen, aber nur in moderatem Umfang. Wir benötigen zwingend die Wirtschaft als dritte Finanzierungssäule, um den Öffentlichen Personennahverkehr weiter zu stärken und zusätzliche Einnahmen zu generieren, die wir in ein attraktives Nahverkehrsangebot investieren können.
Unser Vorschlag: DeutschlandTicket als Jobticket für alle Beschäftigen
Ohne die Unternehmen und die Arbeitnehmenden wird uns eine Verkehrswende nicht gelingen. Sie sind gefragt, durch ihr eigenes Handeln die Transformation der Mobilität aktiv mitzugestalten. Die einen, indem sie ihren Beschäftigten mit dem DeutschlandTicket Job ein attraktives Angebot für ihre tägliche Mobilität unterbreiten. Die anderen, indem sie dieses Angebot annehmen und sich bewusst dafür entscheiden, vom eigenen Pkw auf den umwelt- und klimafreundlichen ÖPNV umzusteigen. Das Potenzial ist hier enorm, denn von den rund drei Millionen Arbeitnehmenden in unserem Verbundraum besitzen gerade einmal 140.000 ein DeutschlandTicket Job. Das ist zu wenig. Auf freiwilliger Basis wird sich hieran nichts ändern. Es wird einen entscheidenden Unterschied machen, das DeutschlandTicket Job in Tarifverhandlungen zum Thema zu machen. Gewerkschaften und Arbeitgeber müssen nicht nur über die Höhe des Lohns oder Arbeiten sprechen, sondern auch darüber, wie Beschäftigte möglichst kostengünstig und klimafreundlich zur Arbeit kommen.
Öffentlicher Dienst geht mit gutem Beispiel voran
Erste öffentliche Arbeitgeber gehen mit gutem Beispiel voran und stellen ihren Beschäftigten das DeutschlandTicket zur Verfügung, so beispielsweise die Stadtverwaltung Bochum. Hier erhalten alle Auszubildenden ein Jobticket – und zwar ohne, dass es Bestandteil des Tarifvertrags ist. Und auch wir als Nahverkehrsorganisation und regionales Unternehmen stellen das DeutschlandTicket seit dem 1. September 2024 allen Mitarbeitenden kostenfrei zur Verfügung. Die positive Resonanz aus der Belegschaft freut uns sehr. Denn sie zeigt deutlich: Wir treffen damit einen Nerv, der auch durch Fahrgastbefragungen bestätigt wird. Sie zeigen, dass Vergünstigungen rund um die Mobilität von Beschäftigten zwar noch kein Standard sind, mehrheitlich aber als wichtig oder sogar sehr wichtig eingestuft werden.
Im Interesse der Beschäftigen Lösungen finden
Diese positiven Entwicklungen zeigen, dass insbesondere der öffentliche Dienst bereit ist, im Interesse der Beschäftigten Lösungen zu finden. Gleichwohl ist uns bewusst, dass hierbei einige Hürden zu nehmen sind. Denn ein solcher Ansatz sprengt bisherige Denkstrukturen und konfrontiert die Tarifpartner mit Themen, um die sie sich bisher nicht gekümmert haben. Welche Lösungen findet man dafür, dass Beamte neben ihrem Gehalt keine weiteren Leistungen bekommen dürfen? Wie verhält es sich mit Lohnbestandteilen, die nicht versicherungspflichtig sind? Und wie kann man einen solchen Vorstoß bewerten, wenn die Tarifbindung immer weiter zurückgeht? Das alles sind wichtige Fragen, die diskutiert werden müssen.
Wir benötigen ein klares Bekenntnis von Bund und Ländern
Um Arbeitnehmenden das DeutschlandTicket Job jedoch perspektivisch im Rahmen von Tarifabschlüssen zur Verfügung stellen zu können, muss es politisch und finanziell gesichert werden – und zwar nicht nur für das Jahr 2025 durch eine Übertragung von Restmitteln aus dem Haushalt, sondern darüber hinaus. Es fehlt an einer verlässlichen Perspektive ab dem Jahr 2026. Wir benötigen klare Aussagen von Bund und Ländern, wie das DeutschlandTicket dauerhaft etabliert werden soll, verbunden mit der Verpflichtung, die dafür nötigen Finanzmittel bereitzustellen. Ohne dieses klare Bekenntnis werden alle nur weiter verunsichert. Nicht zuletzt auch Unternehmen, die nur dann bereit sein werden, ihren Mitarbeitenden das DeutschlandTicket Job zur Verfügung zu stellen, wenn sein Fortbestand langfristig gesichert ist.