NRW-Aufgabenträger nehmen sichere Mobilität in den Fokus Kompetenzcenter Sicherheit NRW (KCS) veröffentlicht Sicherheitsbericht NRW 2023
Der aktuelle Sicherheitsbericht NRW des beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) angesiedelten Kompetenzcenters Sicherheit NRW (KCS) gibt einen Überblick, wie sich 2023 die Sicherheitslage im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) entwickelt hat. Erfreuliches Ergebnis: Insgesamt waren die sicherheitsrelevanten Vorfälle im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Allerdings berichten einige Verkehrsunternehmen, dass die Übergriffe auf Kundenbetreuer und Fahrpersonal zugenommen haben. Nahverkehrsakteure und Sicherheitspartner machen sich deshalb gemeinsam dafür stark, die Sicherheit im ÖPNV weiter zu verbessern.
Sicherheitslage im ÖPNV
Insgesamt hat sich 2023 die Sicherheitslage im ÖPNV leicht verbessert – das belegen die aktuellen Zahlen aus der Sicherheitsdatenbank (Sidaba) NRW. Insgesamt meldeten die Mitarbeitenden von kommunalen und Eisenbahnverkehrsunternehmen 36.310 sicherheitsrelevante Vorfälle, was einem leichten Rückgang um 610 Meldungen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Insbesondere im Bereich der sogenannten Auffälligkeiten sanken die Zahlen deutlich von 7.156 im Jahr 2022 auf 5.098 im Jahr 2023. So gab es beispielsweise deutlich weniger Vorfälle mit Alkohol- oder Drogenkonsumierenden sowie mit Personen ohne Reiseabsicht. Ordnungswidrigkeiten nahmen mit 3.809 erfassten Vorfällen hingegen leicht zu: Gemeldet wurden neben aggressivem Betteln auch Belästigungen und Verunreinigungen. Die Zahl der Straftaten stieg insgesamt von 26.158 auf 27.403 – allerdings ist das Gros der Meldungen auf eine deutliche Zunahme in der Rubrik „Erschleichen von Leistungen“ zurückzuführen, also dem vorsätzlichen Fahren ohne gültiges Ticket. Hier gab es 2023 ein Plus von 3.500 Vorfällen im Vergleich zum Vorjahr.
Berichte der Sicherheitspartner zeichnen vielschichtiges Bild
Fester Bestandteil des alljährlichen Sicherheitsberichtes NRW sind die Berichte der Sicherheitspartner. Eisenbahnverkehrsunternehmen, kommunale Verkehrsunternehmen und die Bundespolizei dokumentieren hier die Sicherheitslage in ihrem Verantwortungsbereich. Insgesamt ergeben die Berichte ein vielschichtiges Bild. Auch wenn die Anzahl an Übergriffen auf Beschäftigte von Eisenbahnverkehrsunternehmen leicht rückläufig ist, so bemerken doch einige, dass sich die Art und Schwere der Ereignisse verändert hat. Nicht bestätigt wurden die sinkenden Fallzahlen von einigen kommunalen Verkehrsunternehmen: Hier gab es teilweise mehr Übergriffe auf Beschäftigte als noch im Vorjahr. Auch die Bundespolizei berichtet von einem Anstieg der sicherheitsrelevanten Vorfälle. So mussten die Beamten 2023 häufiger bei Gewalt- oder Eigentumsdelikten einschreiten.
Gemeinsam für eine sichere Mobilität
„Die Sicherheitslage im Öffentlichen Personennahverkehr ist vielschichtig und dynamisch, das zeigen die aktuellen Sidaba-Zahlen, der Vergleich der 2023er-Ergebnisse mit dem Vorjahr und die Berichte der Sicherheitspartner“, erklärt Oliver Wittke, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. „Trotz verbesserter Sicherheitsvorkehrungen und Präventionsmaßnahmen gibt es nach wie vor Sicherheitsherausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Deshalb setzen wir uns gemeinsam mit allen Aufgabenträgern, Verkehrsunternehmen, der Bundespolizei und dem Land NRW für eine sichere öffentliche Mobilität ein.“
Sicherheitsteams NRW im Regionalverkehr
Ein wichtiger Baustein eines sicheren Öffentlichen Personennahverkehrs sind beispielsweise die sogenannten Sicherheitsteams NRW. Sie sind seit 2022 im Einsatz, unterstützen das Fahr- und Begleitpersonal in Regionalverkehrszügen und verbessern so das Sicherheitsempfinden der Reisenden, nicht zuletzt auch durch den Einsatz von Bodycams. 2023 waren die vom Land NRW finanzierten Sicherheitsteams 40.000 Stunden im Einsatz – und zwar im Regelbetrieb und oftmals auch bei großen Veranstaltungen wie beispielsweise Festivals, Volksfesten oder Fußballspielen. Mitarbeitende der Eisenbahnverkehrsunternehmen bewerten den Einsatz der Doppelstreifen in den Regionalverkehrszügen durchweg positiv. Und auch bei den Aufgabenträgern weiß man die Sicherheitsteams sehr zu schätzen. „Der Einsatz der Sicherheitskräfte ist ein wichtiger Schlüssel, um die Sicherheit im Regionalverkehr nachhaltig zu verbessern“, betont VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke. „Deshalb würden wir uns freuen, wenn der Einsatz der Teams durch eine langfristige finanzielle Förderung des Landes NRW dauerhaft gesichert und gegebenenfalls sogar ausgeweitet werden kann.“
Interessieren Sie sich für die Sicherheitsteams NRW? Dann informieren Sie sich in unserem Video über den Arbeitsalltag der Fachkräfte für Schutz und Sicherheit.
Sicherheit als zentrales Leistungs- und Qualitätsmerkmal
Gemeinsam mit den Sicherheitspartnern im Land konnte das KCS weitere Projekte und Maßnahmen vorantreiben, um die Sicherheit im nordrhein-westfälischen ÖPNV weiter zu verbessern. So setzt sich das Kompetenzcenter im Rahmen von „Fokus Sicherheit“, einem Teilprojekt der Brancheninitiative „Fokus Bahn“, dafür ein, klare Strukturen für eine wettbewerbsneutrale Kooperation der SPNV-Branche bei sicherheitsrelevanten Maßnahmen zu schaffen. Ziel ist es, die Sicherheit als zentrales Leistungs- und Qualitätsmerkmal für das gesamte System Schiene zu stärken. So wird beispielsweise der flächendeckende Einsatz von Bodycams für alle Kundenbetreuerinnen und -betreuer im Regionalverkehr und einer Notfall-App diskutiert oder die oben schon erwähnte Aufstockung der Sicherheitsteams forciert.
Videotechnik an Bahnhöfen
Auch der Ausbau der Videotechnik an den Bahnhöfen und SPNV-Haltepunkten in NRW nimmt Fahrt auf. Mittlerweile sind 40 Bahnhöfe mit Videokameras ausgerüstet, deren Videodaten von der Bundespolizei ausgewertet werden können.. Im Laufe des Jahres 2024 werden weitere 58 Bahnhöfe mit Videotechnik ausgerüstet.
Pilotprojekt zur Prävention von Graffitischäden
Konstant auf einem hohen Niveau liegen die Schäden durch Graffiti: Allein in den Jahren 2020 bis 2022 gab es mehr als 14.000 Vorfälle, die einen finanziellen Schaden von über 15.000 Millionen Euro nach sich zogen. Im Rahmen eines Pilotvorhabens sollen nun präventive Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, um den wirtschaftlichen und materiellen Schaden für die Eisenbahnverkehrsunternehmen zu reduzieren. Über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren soll ein hochbelastetes Zugabstell-Areal in NRW mit Sicherheitstechnik ausgerüstet und durch Sicherheitspersonal kontrolliert werden. Die Ergebnisse des Pilotvorhabens sollen Aufschluss darüber geben, welche Maßnahmen geeignet sind, um Schäden durch Graffiti langfristig und nachhaltig zu reduzieren.
Interessiert an weiteren Informationen?
Möchten Sie mehr über die Sicherheitslage im ÖPNV in NRW erfahren? Informieren Sie sich direkt auf der Website des Kompetenzcenters Sicherheit (KCS)!
Zum Hintergrund
Zum Hintergrund
Der Sicherheitsbericht NRW wird alljährlich vom Kompetenzcenter Sicherheit (KCS) herausgegeben – und zwar als Gemeinschaftsprojekt der drei NRW-Aufgabenträger Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), go.Rheinland und Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL) mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW (MUNV NRW). Grundlage der landesweiten Berichte sind die Sicherheitsdatenbank NRW (Sidaba) und die intensive landesweite Zusammenarbeit zu Sicherheitsthemen in Nordrhein-Westfalen.