VRR entwickelt Nahverkehrstarif weiter Steigende Kosten bei Verkehrsunternehmen führen zu erheblichem Finanzierungsbedarf
Die Preise für VRR-Tickets steigen zum 1. Januar 2024 um durchschnittlich 9,4 Prozent. Dies hat der VRR-Verwaltungsrat in seiner Sitzung am 28. September 2023 beschlossen. Eine Tarifanpassung ist notwendig, damit die Verkehrsunternehmen ihre ÖPNV-Leistungen auch in Zeiten hoher und stetig steigender Betriebskosten aufrechterhalten können. Anspruchsberechtigte SozialTicket-Nutzer*innen, Schüler*innen und Studierende profitieren gleichzeitig von einigen tariflichen Neuerungen.
Preisanpassung ist zwingend notwendig, um das Angebot zu sichern
Angepasst werden lediglich die Preise für Tickets aus dem VRR-Tarif. Nicht betroffen von der Tarifanpassungen sind Kund*innen, die das DeutschlandTicket für Fahrten mit Bus und Bahn nutzen bzw. zukünftig dorthin wechseln werden: Bis zum Jahr 2024 werden dies nach Schätzungen des VRR rund 80 Prozent der Fahrgäste im VRR sein. „Die Tariferhöhung bewegt sich in einem Rahmen, der für die künftige Finanzierung des öffentlichen Verkehrs durch die Kommunen zwingend notwendig, aber längst nicht ausreichend ist. Sie ist alternativlos und soll die Verkehrsunternehmen zumindest zu einem Teil dabei unterstützen, ihr Verkehrsangebot zu sichern“, erklärt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR. Allerdings kann das ÖPNV-Angebot selbst durch diese Tarifmaßnahme nur anteilig finanziert werden.
Verkehrsunternehmen durch angespannte Preisentwicklung unter Druck
Die beschlossene Preismaßnahme ist der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Monate geschuldet. Denn die Verkehrsunternehmen bekommen nach wie vor die aktuell angespannte Preisentwicklung zu spüren –trotz der Hilfen von Bund und Land. Neben den allgemein steigenden Kosten für Personal sind es die Kosten für Energie und die Antriebswende, die es zu finanzieren gilt. Nach aktuellen Hochrechnungen ergibt sich für das Jahr 2024 ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf für den Nahverkehr in unserem Verbundraum von rund 330 Millionen Euro. Die Tariferhöhung ist zudem auch nötig, um den finanziellen Schaden zu kompensieren, der den Verkehrsunternehmen durch geringere Einnahmen seit Einführung des DeutschlandTickets entstanden ist. „Wir hoffen, dass wir ab dem Jahr 2025 mit Bund und Land eine andere Systematik finden, mit der die Bestandsverkehre, der Angebotsausbau sowie das DeutschlandTicket finanziert werden und Preismaßnahmen dieser Art überflüssig macht.“ Auch die Preise für die Tickets aus dem NRW-Tarif steigen zu Jahresbeginn 2024 um neun Prozent.
Ab 1. Dezember: DeutschlandTicket Sozial im VRR erhältlich
Gute Nachrichten gibt es für alle SozialTicket-Kund*innen und Wohngeldempfänger*innen in NRW: Ab 1. Dezember können Anspruchsberechtigte aus dem VRR mit dem DeutschlandTicket Sozial bundesweit im Nahverkehr unterwegs sein. Das Ticket wird 39 Euro kosten und gemäß den bundesweiten Tarifbestimmungen als Abonnement ausgegeben. Der VRR hatte die Lösung gemeinsam mit den anderen NRW-Verbünden und -Tarifgemeinschaften und mit dem NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) erarbeitet. „In unserem Verbundraum haben wir uns sehr frühzeitig und proaktiv des Themas im Sinne der Kund*innen angenommen und das VRR-SozialTicket seit August für verbundweite Fahrten geöffnet. Die landesweite Lösung ist nun der logische nächste Schritt“, betont VRR-Vorstand Castrillo.
DeutschlandTicket Schule
Damit Schüler*innen auch weiterhin den Nahverkehr für ihre Schulwege nutzen können und um den ÖPNV attraktiv zu halten, bietet der VRR seit dem 1. August ein preislich reduziertes DeutschlandTicket als Abonnement an. Hiermit können Schüler*innen in den meisten Städten und Kreisen im Verbundraum für 29 Euro im Monat den ÖPNV für ihren Weg zur Schule und darüber hinaus in ganz Deutschland nutzen. Nahezu alle kommunalen Schulträger haben sich in den zurückliegenden Wochen für die Umwandlung des SchokoTickets in ein DeutschlandTicket Schule entschieden. Im VRR wird dieses Modell ergänzend zum SchokoTicket als Übergangslösung angeboten. Zusammen mit den Kommunen, Landkreisen, den Tarifverantwortlichen in NRW sowie dem Land Nordrhein-Westfalen soll bis zum Schuljahr 2024/2025 ein dauerhaftes Modell entwickelt werden. „Wir würden es im Sinne des Bürokratieabbaus und der Digitalisierung begrüßen, wenn das Land NRW perspektivisch die Regelungen zu den Schülerfahrtkosten überarbeitet“, erklärt José Luis Castrillo.
Semesterticket: Solidarmodell im Interesse der Studierenden bewahren
Für Studierende bleibt das NRW-Semesterticket mit landesweiter Gültigkeit vorerst erhalten. Zusätzlich können Studierende im VRR durch eine fakultative Zahlung eines Aufpreises in Höhe von 12,33 Euro eine Aufstockung zum DeutschlandTicket vornehmen. Auf Bundesebene wird das deutschlandweite Solidarmodell für eine Einführung im Jahr 2024 weiter diskutiert. „Aus unserer Sicht ist es zwingend notwendig, an diesem erfolgreichen Modell festzuhalten und auch auf Bundesebene ein überarbeitetes Solidarmodell umzusetzen, sodass den Studierenden im Verbundraum ein günstigeres Semesterticket angeboten werden kann, mit dem sie deutschlandweit unterwegs sein können. Wir brauchen jetzt kurzfristig eine Einigung von Bund und Land zu den Rand- und Rahmenbedingungen. Dann setzen wir zusammen mit den Verkehrsunternehmen das DeutschlandTicket im Solidaransatz schnellstmöglich für die Studierendenschaft um“, so Castrillo. „Sollte es keine Einigung von Bund und Ländern zur Finanzierung eines bundesweiten Semestertickets geben, setzen wir uns dafür ein, dass es für die 280.000 Studierenden im VRR weiterhin ein attraktives Angebot gibt.“