On-Demand-Ridepooling: Eine sinnvolle Ergänzung zu Bus und Bahn Kompetenzcenter Digitalisierung (KCD) veröffentlicht Potenzialstudie für das Ruhrgebiet
On-Demand-Verkehre sind eine sinnvolle Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) – und zwar insbesondere in ländlichen Regionen, abends und nachts in den Städten sowie für kommunenübergreifende Verbindungen. Zu diesem Ergebnis kommt die „Potenzialanalyse On-Demand-Ridepooling im Ruhrgebiet“, die im Auftrag des KCD von civity Management Consultants erstellt wurde. Rund vier Millionen Fahrgäste könnten durch ein flächendeckendes Grundangebot mit etwa 250 bis 300 Fahrzeugen für den Öffentlichen Verkehr gewonnen werden. Wir erklären, wie ein solches Angebot realisierbar wäre und welche organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen hierfür geschaffen werden müssten.
„Der Bus auf Bestellung“ fährt bereits in sieben VRR-Kommunen
„On-Demand“ heißt „auf Abruf“ und macht deutlich, dass Sie selbst bestimmen, wann und wohin Sie in einem festgelegten Gebiet fahren möchten. Sie äußern Ihren Fahrtwunsch via Smartphone-App, geben Ihren Standort an und buchen die Fahrt. Das Shuttlefahrzeug – in der Regel ein Kleinbus – holt sie ab und bringt sie zu ihrem Wunschziel. Und zwar unabhängig von Haltestellen und Fahrplänen, ganz flexibel nach Bedarf. Während der Fahrt können weitere Kund*innen mit ähnlichem Streckenwunsch nach dem gleichen Prozedere zusteigen. Oftmals werden solche gebündelten Sammelverkehre als „Ridepooling“ bezeichnet. In vielen Städten und Kreisen in Nordrhein-Westfalen können Sie On-Demand-Ridepooling-Angebote bereits nutzen. Allein im VRR gibt es in sieben Kommunen einen flexiblen „Shuttleservice“ für Nahverkehrskund*innen: myBUS in Duisburg, meinSWCAR in Krefeld, Bussi in Essen, WSW Cabs in Wuppertal, Revierflitzer in Oberhausen, STADTBUSsi in Dormagen und Kleve Mobil in Kleve. Weitere sind bereits in Planung.
Großes Potenzial abends, nachts und in ländlichen Gebieten
Die digital via App buchbaren Verkehre ergänzen den regulären ÖPNV genau dann und dort, wo sich klassische Nahverkehrslinien nicht lohnen oder wo das Angebot verdichtet werden soll. Die vom Ministerium für Verkehr des Landes NRW vollständig geförderte Potenzialanalyse gibt nun Aufschluss darüber, wie und wo weitere Ridepooling-Lösungen den ÖPNV im Ruhrgebiet ergänzen können und welche Rahmenbedingungen hierfür geschaffen werden müssen. Für rund 21 Prozent aller Einwohner*innen des Ruhrgebiets – das sind etwa 1,2 Millionen Menschen – ist der Zugang zum Nahverkehr vor allem abends und nachts teils deutlich eingeschränkt: Fahrgäste benötigen in diesen sogenannten „Schwachlastzeiten“ für eine Fahrt mit dem ÖPNV im Durchschnitt mehr als doppelt so lang wie mit dem eigenen Auto. Ähnlich ist die Situation im ländlichen Raum oder am Stadtrand. On-Demand-Ridepooling-Angebote sind eine gute Lösung, um auch bei geringer Nachfrage mehr Menschen an den ÖPNV anzuschließen und den Umweltverbund zu stärken.
On-Demand-Ridepooling könnte interkommunale Mobilität erleichtern
Auch zwischen den Städten und Kreisen ist der Mobilitätsbedarf laut der Studie groß. Aktuell sind interkommunale Verbindungen allerdings oftmals wenig attraktiv oder gar nicht vorhanden. Hier kann Ridepooling ein wichtiger Baustein sein, um die Situation im Sinne der Nahverkehrskund*innen zu verbessern. Die Potenzialanalyse stellt darüber hinaus fest, dass Ridepooling-Angebote in den ÖPNV-Tarif integriert werden sollten, wenn sie als Alternative zum motorisierten Individualverkehr die Grundmobilität der Menschen sichern sollen. So können Zugangsbarrieren abgebaut und mehr Menschen für die Bedarfsverkehre gewonnen werden. Denkbar wäre zudem eine einheitliche Software-Plattform für das Ruhrgebiet – als Grundlage für Synergien und Kostenvorteile, um die unterschiedlichen Systeme in der Region zusammenführen und perspektivisch weitere Angebote anschließen zu können.
On-Demand-Verkehre sind ein wichtiger Baustein eines attraktiven Nahverkehrs
On-Demand-Ridepooling kann und soll den Nahverkehr mit Linien-Bussen und -Bahnen nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen, hiervon ist VRR-Vorstand José Luis Castrillo überzeugt. Er erklärt: „On-Demand-Verkehre sind zeitlich und räumlich flexibel und bieten Kund*innen qualitativ hochwertige Nahverkehrsleistungen. Damit sind sie ein wichtiger Baustein eines modernen und bedarfsgerechten öffentlichen Verkehrssystems. Parallel dazu müssen wir auch das bestehende Bus- und Bahn-Angebot weiter ausbauen, um mehr Menschen für einen Umstieg vom eigenen Pkw auf den Nahverkehr zu begeistern.“
Mit Unterstützung des Landes NRW
Das Land NRW unterstützt diesen Prozess und arbeitet gemeinsam mit Akteuren auf allen Ebenen an einer Gesamtstrategie für ein modernes und nachhaltiges öffentliches Verkehrssystem. Es schafft die nötigen Rahmenbedingungen, um On-Demand-Ridepooling effizient und zügig auszubauen und auch strategisch auf allen Ebenen zu verankern. Es müssen Fördermittel bereitgestellt und auch langfristige Finanzierungsmodelle geschaffen werden. Denn es müssen nicht nur die anfänglichen Investitionskosten finanziert werden, sondern auch die Planungen, der Betrieb, das Projektmanagement und die notwendigen Schnittstellen zu bestehenden Systemen.
Die Potenzialanalyse als Download
Möchten Sie mehr über einen möglichen Ausbau des On-Demand-Ridepoolings im Ruhrgebiet erfahren? Auf der Website des Kompetenzcenters Digitalisierung finden Sie die vollständige Potenzialanalyse: