Einführung eTarif und Finanzierungsausbau sind Ziele der kommenden Jahre
Gelsenkirchen, 26.02.2019 Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zieht eine solide Bilanz seiner Einnahmen und Fahrten im Jahr 2018. Die Ticketumsätze stiegen im zurückliegenden Jahr im Vergleich zum Jahr 2017 um 1,3 Prozent auf insgesamt 1,316 Milliarden Euro. Das sind 17,1 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Grundlage dieser positiven Einnahmeentwicklung sind die strukturellen und preislichen Anpassungen im VRR-Tarif. Der Einnahmeanteil bei den Stammkunden liegt mit 975,7 Millionen Euro bei 74 Prozent. Somit bilden die Tarifangebote für Vielfahrer nach wie vor die wesentliche Ertragssäule im ÖPNV. Die Anzahl der zurückgelegten Fahrten im Verbundraum ist 2018 auf 1,140 Milliarden zurückgegangen. Das sind 1,1 Prozent weniger als noch 2017. Der VRR führt die leicht sinkenden Zahlen u. a. auf die verstärkt aufgetretenen verkehrlichen Probleme durch Baustellen zurück.
VRR: Solide Jahresbilanz 2018 bei Einnahmen und Fahrten
„Mit unserer Einnahmen-/Fahrten-Bilanz 2018 können wir im VRR weitestgehend zufrieden sein. Allerdings sind die benötigten Einnahmen zur Deckung der Aufwandssteigerungen von rund 30 Millionen Euro bei den Verkehrsunternehmen um fast 10 Millionen Euro verfehlt worden. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen, die Schere zwischen Aufwand und Einnahmen wird sich signifikant vergrößern“, erklärt VRR-Vorstand José Luis Castrillo.
YoungTicketPLUS trifft den Nerv der Auszubildenden
Zufrieden blickt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr auf das zum 1. Januar 2018 eingeführte netzweit gültige YoungTicketPLUS. „Die bisherigen Verkaufszahlen haben sich sehr positiv entwickelt. Wir konnten den seit Jahren anhaltenden Absatzrückgang stoppen, teilweise sogar umkehren und verzeichnen seit dem Start des Ausbildungsjahres im September 2018 steigende Einnahmen“, sagt Castrillo. „Mit dem Ticket haben wir ein Angebot geschaffen, das dem Bedarf der Auszubildenden entspricht.“
Zu Jahresbeginn haben das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und die Verkehrsverbünde in NRW die Einführung eines landesweiten Azubi-Tickets vereinbart. Mit Start des Ausbildungsjahres am 1. August 2019 können Auszubildende, die ein YoungTicketPLUS im Abo haben, mit einem Zuschlag ein landesweit gültiges Ticket erwerben. Dieses AzubiTicket gilt dann auch für Fahrten im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) und im Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Für den Zuschlag auf das verbundweite Ticket zahlen Auszubildende 20 Euro im Monat. Damit kostet das landesweite AzubiTicket im VRR-Raum monatlich 81,10 Euro.
Das Land fördert das Zuschlagsticket 2019 mit zwei Millionen Euro. 2020 sind 4,9 Millionen Euro NRW-Fördermittel eingeplant. Im VRR liegt der Modalsplit-Anteil für den ÖV im Ausbildungsbereich mittlerweile bei 27 %.
eTarif ein wichtiger Baustein für den zukünftigen Markterfolg
Mit nextTicket hat der VRR seinen Fahrgästen im Rahmen des sechsmonatigen Praxistests einen neuen elektronischen Tarif über das Smartphone zur Verfügung gestellt. Ende August 2018 beendete der VRR den technischen Betrieb des vom Verkehrsministerium des Landes NRW geförderten Projektes. „Der VRR ist zufrieden mit dem Verlauf des Praxistests. Die Marktforschungsergebnisse zeigen, dass Nutzer einen elektronischen Tarif positiv annehmen und dieser für viele eine Alternative zu herkömmlichen Ticketing-Modellen sein kann“, freut sich VRR-Vorstand Castrillo über den Erfolg des Projekts. Gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen und den politischen Gremien des VRR strebt der Verbund nun zeitnah an, den eTarif parallel zum bisherigen Tarif am Markt einzuführen.
Tarifvereinfachungen und attraktive Freizeitprodukte
Anfang des Jahres 2018 ist die Preisstufe C deutlich vereinfacht worden. Aus den 172 Gültigkeitsbereichen wurden 19 Regionen, die den Kunden großflächigere Reiseräume bieten. Von diesen Anpassungen profitieren alle Inhaber eines Tickets in der Preisstufe C. Denn durch den wesentlich größeren Geltungsbereich brauchen sie in vielen Relationen kein ZusatzTicket mehr, um in Städte oder Gemeinden außerhalb des bisherigen Geltungsbereichs zu fahren. Neben dem HappyHourTicket wurde zur weiteren Stärkung im Freizeitsegment das 24/48-Stunden-Ticket eingeführt. Damit reagierte der VRR auf die sich verändernden Bedürfnisse der Kunden und die zunehmende touristische Bedeutung der Region Rhein-Ruhr. Denn seit Anfang des Jahres ist das TagesTicket nach der Entwertung 24 beziehungsweise 48 Stunden gültig. Insbesondere die 24-Stunden-Variante erfreut sich großer Beliebtheit.
Verkehrswende braucht attraktiven und nachhaltig finanzierten ÖPNV
Der VRR entwickelt die bestehenden Tarife seit Jahren strukturell weiter, passt Vertriebswege den digitalen Entwicklungen an und hält differenzierte Angebote für unterschiedliche Kundengruppen bereit. Dabei verzeichnet der Verbund in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Einnahmenzuwachs. Gleichzeitig stagnieren allerdings die Fahrgastzahlen und auch der Modalsplit-Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs im VRR.
Die Tarifentwicklung zur Kompensation von Aufwandssteigerungen im VRR bewegt sich immer auf dem schmalen Grat zwischen einem akzeptierten und einfachen Tarif, der die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse berücksichtigt, und der Finanzierbarkeit. Bei einer Reihe von Nutzersegmenten (z. B. Gelegenheitsfahrer) stößt die Entwicklung bereits an Grenzen. Und auch die Aufwände für die Verkehrsunternehmen werden in den kommenden Jahren eher zu- als abnehmen. „Die Aufwandssteigerungen durch die Nutzer allein zu refinanzieren, wird nicht möglich sein und ist im Vergleich zur Entwicklung z. B. der Parkraumgebühren in den letzten Jahren ungleich verlaufen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt uns, dass bei unseren Kunden in einigen Marktsegmenten die Preisgrenze erreicht ist. Um aber auch in Zukunft einen attraktiven Nahverkehr zu haben, benötigen die Verkehrsunternehmen neben der Nutzerfinanzierung weitere Finanzmittel – der Fahrgast kann die Aufwandssteigerungen jedenfalls nicht mehr in dem Umfang kompensieren“, sagt Castrillo. „Wir richten den Blick auf eine nachhaltige Verkehrswende – es geht um den Ausbau des Leistungsangebotes. Unsere Partner Kommunen, Land und Bund müssen gemeinsam die Finanzierung des ÖPNV nachhaltig ausbauen."
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