Fahrpreis richtet sich nach Luftlinienkilometern
Im Rahmen des Projektes nextTicket 2.0 erprobt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) im kommenden Jahr ein weiteres Mal einen elektronischen Tarif, der Fahrgästen direkt über ihr Smartphone zur Verfügung steht. Ziel des Praxistests ist es, die Tarifstrukturen weiter zu vereinfachen und Kunden den Zugang zum Nahverkehr zu erleichtern. In seiner heutigen Sitzung hat der VRR-Verwaltungsrat als oberstes Entscheidungsgremium neben der Berechnung des Fahrpreises nach Luftlinienkilometern weitere Merkmale für die Testphase beschlossen. nextTicket 2.0 wird voraussichtlich im Verlauf des 2. Quartals 2020 starten.
nextTicket 2.0 geht in nächste Erprobungsphase
„Die Digitalisierung bietet der ÖPNV-Branche die Chance, zeitgemäße und kundenfreundliche Dienstleistungen anzubieten und den Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr zu erleichtern. Mit nextTicket 2.0 führen wir die Erprobung unseres digitalen Angebots fort“, sagt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR. Unterstützt wird der Test durch die Stadtwerke Neuss GmbH als Kooperationspartner, die während des Erprobungszeitraums die Abrechnung und Kundenbetreuung übernehmen.
nextTicket 2.0
Mit Start des Markttests ist der eTarif im gesamten Verbundgebiet gültig. Das nextTicket-Hintergrundsystem erfasst die Fahrten bzw. Fahrtenketten auf Basis der zurückgelegten Luftlinienkilometer und rechnet diese automatisiert mit dem Kunden ab. Der eTarif setzt sich künftig zusammen aus einem Festpreis in Höhe von 1,40 Euro sowie einem Leistungspreis von 0,26 Euro pro angefangenem Luftlinienkilometer. Preisstufen spielen dann keine Rolle mehr. Die Orientierung an Luftlinienkilometern ist nicht nur einfach, sondern aus Sicht des VRR auch die fairste Methode einen Fahrpreis zu berechnen. Fahrgäste zahlen immer nur die Leistungen, die sie tatsächlich auch in Anspruch nehmen. „Tarife und Tarifgrenzen sind für Nahverkehrskunden immer wieder ein komplexes Thema. Egal ob zwischen Städten und innerhalb regionaler Verbindungen. Mit nextTicket 2.0 möchten wir das bisher nötige Detailwissen über das Tarifsystem automatisiert und im Hintergrund durch die technischen Systeme ablösen“, erklärt José Luis Castrillo, Vorstand des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr.
Preisbeispiel
Nutzen Nahverkehrskunden den eTarif, dann müssen sie nicht mehr überlegen, welches Ticket das richtige für sie ist. Sie können spontan mit Bus und Bahn fahren, wo und wann sie wollen. Bevor sie in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteigen, checken die Fahrgäste über eine App ein. Und erst am Ziel checken sie wieder aus. Durch die Berechnung des Fahrpreises aus dem Festpreis und dem Preis für die zurückgelegten Luftlinienkilometer ergeben sich künftig andere Fahrpreise, als im klassischen VRR-Tarif. So zahlen Fahrgäste mit nextTicket 2.0 beispielsweise für eine innerstädtische, vier Kilometer lange Verbindung in Essen – von „Flora“ bis „Hirschlandplatz“– mit 2,44 Euro gegenüber 2,90 Euro im klassischen Tarif der Preisstufe A3 künftig weniger. „Durch den kilometerabhängigen Tarif schaffen wir eine maximale Transparenz für den Fahrgast. Er bezahlt nur für die Strecke, die er fährt“, sagt José Luis Castrillo. „So können Sie genau nachvollziehen, wie die Kosten entstehen.“
Bestpreisabrechnung
Der VRR plant in seinen Luftlinienkilometertarif eine Preisbegrenzung einzubauen. Damit soll sichergestellt werden, dass Fahrgäste in der Einführungszeit preislich nicht benachteiligt werden. Vorgesehen ist ein Bestpreis, bei dem die Fahrgäste pro Fahrt nie mehr zahlen, als für ein EinzelTicket der jeweiligen Preisstufe im aktuellen Tarif. Zudem soll ein Stufen-Rabatt innerhalb eines 30-Tage-Zeitraumes einen Rabatt von 10 Prozent für die 5. bis 19. Fahrt und 50 Prozent ab der 20. Fahrt gewähren. Im Rahmen des Tests entwickelt der VRR weitere Tarifoptionen und wird diese in nextTicket 2.0 integrieren und erproben. Als Tarifoptionen bereits enthalten ist die Mitnahme von Kindern zu einem Pauschalpreis und Zusatzleistungen wie Fahrradmitnahme oder die Nutzung der ersten Wagenklasse des VRR-ZusatzTickets.
Der Praxistest ist zunächst für ein Jahr angelegt, mit der Option auf Verlängerung. Während des nextTicket 2.0-Feldtests ist die maximale Nutzeranzahl zunächst auf 15.000 Kunden beschränkt. Das sind deutlich mehr als beim ersten Praxistext nextTicket im Jahr 2018: Damals konnten 9.000 Kunden den elektronischen Tarif erproben.
Zum Hintergrund: Praxistest nextTicket 2018
Im zweistufigen Praxistest nextTicket erprobte der VRR im Jahr 2018 sechs Monate lang einen neuen elektronischen Tarif. Ziel war es, Fahrgästen in der Region den Zugang zum Öffentlichen Personennahverkehr zu erleichtern und den Fahrpreis auf Basis von den tatsächlich zurückgelegten Linienkilometern automatisiert zu berechnen. Die Marktforschungsergebnisse zeigten, dass Nutzer einen elektronischen Tarif positiv annehmen und dieser für viele eine Alternative zu herkömmlichen Ticketing-Modellen sein kann.
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