Unwetterereignisse, Brückenschäden, Pandemie und Abellio-Aus beeinträchtigten den Regionalverkehr
Die Qualität im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) spiegelte auch im Jahr 2021 die Einflüsse wie Unwetter, Brücken- und Infrastrukturmängel sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie wider. Die Regionalverkehrszüge waren teilweise deutlich unpünktlicher als im Jahr 2020, wobei insbesondere die langlaufenden Regionalbahnlinien am unpünktlichsten waren. Die Gründe hierfür sind die zahlreichen Überholungen durch den Fernverkehr sowie Infrastrukturstörungen durch belegte Gleise und zahlreiche Baumaßnahmen. Der Anteil an vorhersehbaren Zugausfällen ist gestiegen. Die Züge im VRR sind 2021 mit 4,5 Prozent deutlich häufiger als im Vorjahr mit 3,0 Prozent ausgefallen. Unvorhersehbar fielen Züge durch die Unwetter im Frühjahr und im Sommer letzten Jahres aus, aber auch durch Fahrzeugschäden auf der S 7 und Personalausfälle bedingt durch die Corona-Pandemie.
Resümee und Ausblick auf den SPNV im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr
Insbesondere die häufiger werdenden Unwetterereignisse hatten einen starken Einfluss auf die SPNV-Qualität. Der Wintersturm Tristan sowie Eis und Schnee im Februar 2021 bedeuteten in ganz NRW SPNV-Behinderungen. Auch die Flut und Starkregenereignisse im Juli 2021 führten mit Überflutungen und Unterspülungen der Strecken zu weitreichende Störungen, die teilweise bis ins Jahr 2022 hineinreichen.
Auswirkungen hatten auch die Brückenschäden. Durch die Schäden an der A40-Brücke in Mülheim an der Ruhr-Styrum dauerte die Streckensperrung von RE 49 und S 3 noch bis September 2021. Die Cölve-Brücke in Moers hatte die Streckensperrung von RB 31 und RE 44 im Oktober 2021 zur Folge. „Eine mangelhafte Infrastruktur ist ein Tendenz, die wir bereits seit mehreren Jahren beobachten“, erklärt Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher des VRR. „Immer wieder kommt es dadurch zu massiven Auswikungen auf den Nahverkehr. Bei der Colve-Brücke in Moers an der Stadtgrenze zu Duisburg bestand Einsturzgefahr und letztlich erfolgte dann der Abbruch. Aber auch auf einzelnen Linien lief es aus anderen Gründen nicht rund. Übermäßiger Verschleiß der Radsätze auf der Linie S 7 konnte nur durch Schleifarbeiten und letztlich Erneuerung verschiedener Gleisabschnitte seitens DB Netz behoben werden“, so Lünser weiter. Zahlreiche weitere Baustellen am Schienennetz und Personalausfälle aufgrund der Corona-Pandemie führten zu Zugausfällen und beeinträchtigten die Zuverlässigkeit im SPNV im Verbundgebiet.
Ausscheiden von Abellio Rail aus dem nordrhein-westfälischen SPNV
Mit dem Ende des Übergangsfahrplans am 27. Februar 2022 endete auch formal das achtmonatige Krisenmanagement zum Insolvenzverfahren der Abellio. DB Regio, National Express und VIAS Rail haben in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 2022 erfolgreich die vier Abellio-Netze – etwa 39,5 Millionen Zugkilometer – im Rahmen einer Notmaßnahme übernommen: die DB Regio das Ruhr-Sieg-Netz (RB 46, RB 91 und RE 16) und die S-Bahn Rhein-Ruhr (RB 32, RB 40, RE 49, S 2, S 3 und S 9), National Express den Vorlaufbetrieb zum Rhein-Ruhr-Express (RE 1 (RRX) und RE 11 (RRX)) und die VIAS Rail das Niederrheinnetz und die Linie S 7. „Dieser gemeinsame Kraftakt aller Beteiligten, insbesondere der übernehmenden Eisenbahnverkehrsunternehmen, der Abellio und der Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr in NRW, hat sich gelohnt. 98 Prozent aller Abellio-Beschäftigten sind im System SPNV zu den neuen Unternehmen gewechselt. Dank der guten Zusammenarbeit haben mehr als 1.000 Mitarbeiter*innen, 120 Triebfahrzeuge und die zwei Bahnbetriebswerke in Duisburg und in Hagen gewechselt“, erklärt VRR-Vorstandssprecher Ronald R. F. Lünser. „Aktuell laufen die Vorbereitungen zur Neuausschreibung der Netze mit dem geplanten Betriebsstart zum 10. Dezember 2023“, so Lünser abschließend.
SPNV nachhaltig weiter ausbauen
Um den Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen für die Menschen einfacher zugänglich, leistungsstärker, verlässlicher und sicherer zu machen, stellt die Landesregierung bis 2032 weitere 928,36 Millionen Euro im Rahmen ihrer ÖPNV-Offensive bereit. Mit dem Geld sollen mehr Verbindungen zwischen Städten und Gemeinden und die Ausweitung bestehender Linien finanziert werden. Im Verbundgebiet des VRR fließen die zusätzlichen Investitionen unter anderem in die folgenden drei Ausweitung:
- Ab 11. Dezember 2022 in die RB 37 (Niers-Erft-Bahn), die dann montags bis freitags stündlich zwischen Krefeld und Neuss fährt und als Ergänzung des RE 7 den Anschluss an den RE 6 von und nach Köln sichert.
- Ab 11. Dezember 2022 in den RE 47 (Düssel-Wupper-Express), der dann täglich und stündlich zwischen Düsseldorf – Remscheid-Lennep verkehrt und
- voraussichtlich ab 11. Juni 2023 in den RE 41 (Vest-Ruhr-Express), der dann täglich und stündlich Haltern am See mit Bochum verbindet.
Auch mittelfristige stellt das Land NRW zusätzliche Mittel für Leistungsausweitungen in einer Gesamtsumme von 568 Millionen Euro für den SPNV bereit. Hier gibt es Finanzierungszusagen aus dem Januar 2022, beispielweise für den Betrieb der folgenden VRR-Linien: Verlängerung Regiobahn S 28 von Kaarst nach Viersen, Ratinger Weststrecke von Duisburg über Ratingen-West nach Düsseldorf und verschiedene Angebotsverbesserungen auf den S-Bahn-Linien im Knoten Düsseldorf.
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